Ein Interview mit Drehbuchautorin Anke Gebert/ Gewinnerin des Creative Vision Nachwuchs-Förderpreises 2016 "Spielfilm"

Herzlichen Glückwunsch Frau Gebert zum Gewinn des „Creative Vision Nachwuchs-Förderpreises 2016“. Gibt es etwas was Sie zum Gewinn des Creative Vision Nachwuchs-Förderpreises 2016 sagen wollen?

Ich möchte vor allem DANKE sagen!

Die Nachricht über den Preis hat mich sehr gefreut, denn es handelt sich bei dem Drehbuch „Aussortiert“ um eine mir sehr wichtige Geschichte - nach wahren Begebenheiten.

Ich habe das Buch geschrieben, ohne dass es bereits einen Auftraggeber (wie z.B. einen TV-Sender) dafür gibt. Durch den „Creative Vision Nachwuchs-Förderpreis“ wird mir bestätigt, dass sich die Mühe gelohnt hat.

 Wie sind Sie zum Drehbuchschreiben gekommen?

Ich schreibe u.a. Romane. Oftmals wurde mir gesagt, dass ich sehr filmisch schreiben würde. Das hat mich ermutigt, das Drehbuchstudium an der Media School Hamburg zu absolvieren. Danach habe habe ich mich allerdings vor allem auf das Schreiben von Romanen und erzählenden Sachbüchern konzentriert. Die Geschichte „Aussortiert“ habe ich jedoch immer als Spielfilm vor mir gesehen, deshalb schrieb ich die Geschichte zuerst als Drehbuch.

 Wie sind Sie auf die Geschichte von „Aussortiert“ gekommen?

Ich habe zufällig einen Mann kennen gelernt, dem ein ähnliches Schicksal wie meiner Hauptfigur Frank widerfuhr. Ich war eine der ersten Personen, mit der er darüber sprach. Wie so viele, die in katholischen Kinderheimen aufwuchsen, begann er erst im Alter von über 40 Jahren darüber zu reden. Ich interviewte ihn, recherchierte lange und schrieb ... (Leider ist die wirkliche Geschichte des Mannes, der der „Auslöser“ für „Aussortiert“ war, nicht so gut ausgegangen, wie die fiktive Geschichte in meinem Drehbuch.)

 Wie lange haben Sie am Drehbuch geschrieben?

Ich habe es bereits vor Jahren begonnen, doch immer wieder liegen gelassen, u.a. weil ich merkte, dass mir die Geschichte niemand glauben wird - nach dem Motto: So etwas gab es in Deutschland nicht! Als dann die vielen Skandale, die auch in deutschen Internaten und Kinderheimen stattgefunden hatten, aufgedeckt wurden, war mir sofort klar, weshalb es so lange gedauert hat, bis endlich dazu kam: Weil die Opfer Jahrzehnte lang im Alltag ganz gut „funktionierten“, ihre Geschichten zumeist verheimlichten, weil sie diese als Makel empfanden, bis sie unter der Last zusammenbrachen - und manche nun endlich auch über ihre Schicksale sprechen konnten.

Ich nahm mir fest vor, meine Geschichte so bald wie möglich als Drehbuch fertigzustellen, sie zu überarbeiten (ich überarbeite immer mehrmals) - und außerdem als Roman zu schreiben. Das hat leider eine Weile gedauert, weil ich noch andere Projekte realisieren musste.

Der „Creative Vision Nachwuchs-Förderpreis“ war dann ein willkommener Anlass, das Drehbuch einzureichen – und damit die Geschichte öffentlich zu machen

 Wie sind Sie auf den Creative Vision Nachwuchs-Förderpreis aufmerksam geworden?

Ich weiß es leider nicht mehr genau, ich glaube, es schickte mir jemand den Link zur Ausschreibung. Also kam ich wohl übers Internet auf den Wettbewerb.

 Der „Creative Vision Nachwuchs-Förderpreis“ soll auch eine Brücke zwischen Drehbuchautoren und Produzenten schlagen. Wie steht es um die Realisierung von „Aussortiert“?

Ich werde jetzt versuchen, diesen wunderbaren Preis als Brücke zu nutzen!

 Der „Creative Vision Nachwuchs-Förderpreis“ soll der Nachwuchsförderung im deutschen Filmgeschäft dienen. Was könnte man noch tun um den Nachwuchs im Medienbereich zu unterstützen?

Ich meine, dass es viele Autorinnen und Autoren gibt, die in der Lage sind, sich ernsthafter und mutiger Stoffe anzunehmen. Wenn ein Unternehmen wie das Ihre dieses durch die Ausrichtung eines Wettbewerbes und Vergabe eine solchen Preises dies anerkennt, ist das beispielhaft. Denn ich bin auch überzeugt davon, dass es ein großes Publikum gibt, das sich nach Filmen sehnt, die ernsthafte, spannende und emotionale Geschichten erzählen.

 Was sind Ihre nächsten Projekte?

Ich beginne gerade mit der Arbeit an einem Roman mit dem Arbeitstitel: „Die Mutter meines Vaters“ (oder „Über den Tod hinaus“).

Nach einer wahren Begebenheit ...

Es handelt sich dabei um eine Geschichte, die heute beginnt und dann ins Berlin der dreißiger Jahre zurückgeht. Um die Geschichte einer großen Liebe, die den Zweiten Weltkrieg nicht überdauerte. Und die Geschichte der vielleicht einzigen Ehe, die jemals in Deutschland posthum geschlossen wurde.

Ich habe dafür Originaldokumente, Fotos u.a. Material anvertraut bekommen - und werde dieses Mal wohl zuerst den Roman schreiben. Und danach das Drehbuch ...