Ein Interview mit Josua Zehner/ Gewinner des Creative Vision Nachwuchs-Förderpreises 2017 "Drehbuchautoren"

Herzlichen Glückwunsch Herr Zehner zum Gewinn des „Creative Vision Nachwuchs-Förderpreises 2017“. Gibt es etwas was Sie zum Gewinn des Creative Vision Nachwuchs-Förderpreises 2017 sagen wollen?

Ich freue mich sehr und fühle mich geehrt, den Creative Vision Nachwuchspreis entgegennehmen zu dürfen. Ich finde es toll, dass die Unterstützer und Organisatoren diesen Preis ermöglichen und damit Nachwuchsautoren und Filmemachern die Chance geben, auf sich und ihre Geschichten aufmerksam zu machen und der Realisierung ihrer Projekte einen Schritt näher zu kommen.

Ganz persönlich freue ich mich darüber, dass ich die Jury mit meiner Geschichte berühren konnte. Mir bedeutet Amel sehr viel. Es ist ein sehr lebendiges und echtes Buch, auf das ich sehr stolz bin und die Tatsache, dass der Wert den die Geschichte für mich hat von der Jury anerkannt und mitempfunden wurde, freut mich sehr.

Wie sind Sie zum Drehbuchschreiben gekommen?

Ich habe mich schon sehr früh für das Schreiben begeistert und auch damit begonnen. Das Erschaffen von Welten, Charakteren und Abenteuer und Erlebnissen fasziniert mich schon immer.  Anfangs habe ich Prosa, Kurzgeschichten und Erzählungen geschrieben, was ich auch immer noch sehr gern mache. Da ich mich ebenso für Filme begeistert habe, stand für mich fest auch Drehbücher schreiben und sie umsetzen zu wollen. Als sich die Gelegenheit ergab, schrieb ich ein erster Script, noch sehr lose und fehlerhaft. Über die Jahre habe ich dann viele Geschichten als Drehbuch verfasst und konnte mich auch immer mehr für diese Form des Schreibens begeistern. Das Schreiben von Drehbüchern ist sehr anders, bildhafter und elliptischer als klassisches Schreiben. Ein Drehbuch muss neben der Geschichte auch immer Vorlage für eine visuelle Umsetzung sein, was gleichermaßen herausfordernd und inspirierend ist.


Wie sind Sie auf die Geschichte von „Amel?“ gekommen? 

Vor einigen Jahren erzählte mir Jonas Bomba - mit dem ich alle bisherigen Filme gemeinsam gemacht habe - von der Idee, einen Film zu machen, über einen Mann, der während einer langen Abwesenheit den Kontakt zu seiner Freundin verliert und sich auf die Suche nach ihr begibt, nachdem er nach seiner Rückkehr feststellt, dass sie verschwunden ist.

Mir gefiel an der Idee besonders die Sehnsucht der Hauptfigur, eine Sehnsucht nach Antworten, Gründen und einem Gefühl, das schwer zu greifen ist und zu erreichen vielleicht gar nicht mehr möglich ist. Ich habe mich also auf diesen Punkt konzentriert und so entstand die Idee und Stück für Stück die Geschichte zu “Amel?”.

Wie lange haben Sie am Drehbuch geschrieben? 

Die ersten Anfänge zu “Amel?” entstanden bereits vor gut zweieinhalb Jahren. Obwohl der Rahmen der Geschichte relativ schnell feststand, haben sich die einzelnen Episoden und Charaktere, sowie die Tonalität der Geschichte über die Jahre häufig verändert, bis Ende letzten Jahres die fertige Fassung feststand.

 

Der „Creative Vision Nachwuchs-Förderpreis“ soll auch eine Brücke zwischen Drehbuchautoren und Produzenten schlagen. Wie steht es um die Realisierung von „Amel?“?

Die Realisierung von “Amel?” ist bereits beschlossene Sache. Die Vorbereitung der Dreharbeiten ist schon sehr fortgeschritten und wir stehen in mehreren konkreten Förderungs-Verhandlungen, um das Budget für eine Realisierung zusammen zu kriegen. Der Hauptdarsteller und weitere Teile des Cast stehen fest, die Regie und auch anteilige Produktion des Films wird von Jonas Bomba und mir übernommen.

Der „Creative Vision Nachwuchs-Förderpreis“ soll der Nachwuchsförderung im deutschen Filmgeschäft dienen. Was könnte man noch tun um den Nachwuchs im Medienbereich zu unterstützen?

Ich denke, dass die Orientierung der Förderanstalten, sowie die Verteilung von Fördergeldern besser auf eine Nachwuchsförderung und auch die heutigen Rahmenbedingungen einer Filmproduktion angepasst werden sollten.

Zwischen der Förderung von Minimalprojekten und Großproduktionen klafft eine gewaltige Lücke, was es unabhängigen Filmemachern aus dem Nachwuchsbereich enorm erschwert, erste, eigene Spielfilme umzusetzen. Diese Lücke zu füllen, mit Förderprogrammen, die Spielfilmprojekte mit kleinem bis mittlerem Budget unterstützen, wäre ein großer Fortschritt für den Nachwuchs von Filmemachern, der bereits erste Filme gedreht hat, für den eine Großproduktion mit all den dazugehörigen Auflagen aber noch zu früh kommt.

Des Weiteren denke ich, dass eine Umverteilung der Fördersummen angebracht wäre, wodurch mehr unterschiedliche Produktionen unterstützt werden könnten, was wiederum zu einer größeren Vielfalt in der deutschen Filmlandschaft führen würde. Besonders in Anbetracht der heutigen technischen Möglichkeiten, glaube ich, dass es durchaus möglich wäre, viele spannende Filme mit geringeren Mitteln zu produzieren, ohne das diese Produktionen sonderlich an Qualität einbüßen würden.